Vogelklappe und Avian Vogelschutz-Verein e.V.

Wildvögel
Singvögel
Rabenvögel (Krähen, Eichelhäher, Elstern, Dohlen)
Aufzucht per Hand
Auswilderung in Berlin
Tauben
Betreuter Taubenschlag in Berlin
Sterilisation von Stadttauben

Auswilderung aufgezogener oder gesund gepflegter Rabenvögel und anderer Singvögel in Berlin über die Vogelklappe

Seit 1997 werden in Berlin in privater Initiative Wildvögel aus Volieren im Garten ausgewildert. Die Vogelfindlinge kommen über Tierschutzorganisationen, Tierarztpraxen und Personen, die sich durchgefragt haben, sowie über die Berliner Polizei und Feuerwehr. Die Gehege sind von der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde des Bezirks genehmigt, und der Vogelbestand wird dort jährlich gemeldet, weil sich die länger als vorübergehende - und damit anzeigepflichtige - Haltung der Pfleglinge nicht immer vermeiden ließ.

Es erfolgt tierärztliche Kontrolle, artgerechte Fütterung und Freilassung bei Flugfähigkeit über eine Klappe, an der zunächst weiter gefüttert wird. Erfolgreich ausgewilderte Vogelarten sind unter anderem Krähen, Dohlen, Elstern, Eichelhäher, Amseln, Spatzen, Grünfinken, Meisen, Rotkehlchen, Hausrotschwänze, Kleiber und Buntspechte.

Mit zunehmender Bekanntheit der Vogelklappe bei kaum vorhandenen Alternativen haben die Nachfragen zur Beratung und Aufnahme von Vögeln jährlich zugenommen, so dass von April bis August bis zu 50 Anrufe am Tag eingehen. Da die Station nur durch berufliche Einnahmen finanzierbar und Personal nicht bezahlbar ist, müssen für nicht futterfeste Nestlinge und Jungvögel private Pflegepersonen gefunden werden, die eine Aufzucht ebenfalls kaum auf eigene Kosten gewährleisten können.

Häufig werden uns auch verletzte oder sichtbar kranke Vögel gemeldet, für deren Untersuchung und Versorgung wir nicht ausgestattet sind. Ein solcher Vogel sollte zuerst in einer vogelkundigen Tierarztpraxis wie die Vogelpraxis Kling vorgestellt werden (www.vogelpraxis.de).

Für wirksame Hilfe ist es wichtig, die Vogelart zu ermitteln. Hierzu kann man den Vogel am besten mit Fotos auf den Seiten der „Wildvogelhilfe“ vergleichen, auf denen Jungvögel aller Alterstufen abgebildet sind. www.wildvogelhilfe.org/aufzucht/artbestimmung.html Fotos anklicken.

Bereits vollständig auch am Bauch befiederte Jungvögel, die munter herumhüpfen, dürfen nicht einfach mitgenommen werden, weil sie von den Altvögeln auch am Boden gefüttert werden, bis sie mitfliegen können. Eine Ausnahme sind Mauersegler, die am Boden immer hilflos sind. www.mauersegler.klausroggel.de

Nackte Nestlinge haben keine Eigenwärme und müssen handwarm gehalten, aber nicht zu warm untergebracht werden, um den Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Sie dürfen kein Wasser und auf keinen Fall ungeeignetes Futter eingegeben bekommen. Alle Singvögel werden mit Insekten großgezogen. Gut gemeinte Ratschläge wie Katzenfutter oder Ei mit oder ohne Quark als Notlösung führen bei vielen Arten zum qualvollen Tod. In einer Tierarztpraxis kann man vorübergehend Bioserin bis zur Beschaffung des richtigen Futters bekommen und vorsichtig an den Schnabel tropfen. Am wenigstens Schaden richtet man mit der Fütterung kleiner Fliegen oder Mückenlarven an, die als Fischfutter erhältlich sind.

Tauben

In Berlin gibt es Wildtauben, meistens Ringeltauben, die paarweise auf Bäumen brüten. Türkentauben sind hingegen selten geworden. Diese Arten haben wie alle Wildtiere nur von Frühjahr bis Herbst Nachwuchs.

Stadttauben sind verwilderte Haustiere und Felsenbrüterabkömmlinge, daher werden sie immer die Nähe von Mensch und Gemäuer suchen und bei entsprechend gutem Futter- und Nistplatzangebot bis zu unerwünscht hoher Anzahl auftreten. Außerdem wurde ihnen ein ganzjähriges Brutverhalten angezüchtet, so dass jegliche Entnahmen, auch die durch Aushungern aufgrund von Fütterungsverboten, in kurzer Zeit komplett ausgeglichen werden. Verwilderte Haustauben sind wegen der nicht artgerechten Lebensumstände häufig nicht im besten Gesundheitszustand. Das Risiko von Krankheitsübertragungen auf den Menschen ist aber nachweislich nicht höher als bei jedem anderen Wirbeltier (Zoonoseberichte des BfR).

Taubenküken werden in der Vogelklappe Ammenpaaren untergesetzt, die sie artgerecht aufziehen. Jungtauben werden von engagierten Privatpersonen aufgezogen, gesund gepflegt und in einem betreuten Schlag angesiedelt. Ausgewachsene Stadttauben werden zum Teil in einer kooperierenden Tierarztpraxis mittels chirurgischer Sterilisation in Narkose unfruchtbar gemacht, so dass sich kein Bruterfolg mehr einstellt, Nistplätze aber nicht für Nachrücker geräumt werden. Das Fangen mit Netzen oder Fallen und das Töten auch von nicht besonders geschützten Vogelarten ist in Deutschland verboten und strafbar, daher wurde für den Fang der Tauben zu Sterilisationszwecken und zur tierärztlichen Versorgung eine behördliche Ausnahmegenehmigung zum Lebendfang eingeholt.

Zuchttauben gehören so wenig wie Hunde und Katzen zur unkontrollierten Vermehrung auf die Strasse, sondern in einen betreuten Taubenschlag mit sauberem Körnerfutter, Wasser und Grit. Aus diesem Grund sollten sie systematisch mit Nistplatzangebot angesiedelt und alternative Brutmöglichkeiten verschlossen werden. Nur der direkte Einfluss auf die Reproduktion wie das Austauschen der Gelege mit Kunsteiern reguliert einen Bestand nachhaltig nach unten. In einigen Berliner Bezirken gibt es wieder betreute Taubeschläge.

Verletzte Tauben bitten wir in jedem Fall zu melden, auch wenn Sie nicht selbst helfen können, da sie wegen ihrer Zähigkeit häufig besonders lange leiden müssen, bevor sie sterben können. Wenn möglich, sollte man ein am Boden liegendes Tier immer mit einem umgestülpten Karton sichern und nachfragen, ob eine zeitnahe Abholung möglich ist. Leider gibt es in Berlin keine kostenlose Tierrettung, sondern nur ehrenamtlich tätige Privatpersonen.